Lest hier eines der seltenen Interviews mit unserer Brauereichefin. Pia Kollmar sprach mit B4B Schwaben über Tradition, Werte und die ganz eigene „Familien-DNA“ bei OeTTINGER.
Quelle: B4B Schwaben, 14. Oktober 2020
„OeTTINGER Brauerei: 300 Jahre Firmengeschichte im Donau-Ries“
Familienunternehmen halten unserer Region über Generationen hinweg die Treue. Was sie erfolgreich gemacht hat und was Bayerisch-Schwaben für sie bedeutet, beantwortet die neue Serie „Unsere Familienunternehmen“. Diesmal: Die OeTTINGER Brauerei.
Auf den ersten Blick wirkt Oettingen – gelegen zwischen Augsburg und Nürnberg – wie eine gewöhnliche Stadt in Bayerisch-Schwaben. Etwas mehr als 5.100 Menschen leben in diesem Ort, dessen markantestes Bauwerk ein barockes Residenzschloss ist. Aber die bayerisch-schwäbische Stadt im Landkreis Donau-Ries ist auch Schauplatz einer fast dreihundertjährigen Firmengeschichte, die mit dem deutschen Nationalgetränk schlechthin zu tun hat: Bier. Denn das Unternehmen OeTTINGER, eine der größten Brauereien des Landes, hat hier ihren Stammsitz. Im Interview erklärt Pia Kollmar, geschäftsführende Gesellschafterin der Brauerei jetzt, worauf der Erfolg des Unternehmens fußt, wann der größte Wachstumsschub kam – und warum Corona OeTTINGER wenig anhaben konnte.
B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: In welcher Größenordnung produziert OeTTINGER?
Pia Kollmar: Jedes Jahr verlassen etwa 800 Millionen Liter Getränke einen unserer vier Brauerei-Standorte. Neben dem Stammwerk im Donau-Ries haben wir nämlich deutschlandweit regional auch Niederlassungen in Mönchengladbach, Gotha und Braunschweig. Insgesamt kommen wir also auf über zwei Milliarden Flaschen und Dosen pro Jahr, die wir in Deutschland und rund um den Globus vertreiben. OeTTINGER trinken Menschen in fast 100 Ländern. Wir sind eine Weltmarke „Made in Germany“. Und wir sind „Born in Donau-Ries“, wenn Sie so wollen.
Wo begann die Geschichte von OeTTINGER?
Die bewegte Geschichte unserer Brauerfamilie Höhenberger beziehungsweise Kollmar beginnt 1731 in der heutigen Forstquell-Brauerei in Fürnheim bei Wassertrüdingen in Mittelfranken. 1956 haben wir uns vergrößert und die damalige Genossenschaftsbrauerei in Oettingen erworben. Nach und nach kamen unsere anderen Brauereistandorte sowie unser Auslieferungslager in Walldorf hinzu. Heute arbeiten rund 1.000 wunderbare Menschen mit all ihrer Leidenschaft im Familienunternehmen OeTTINGER Brauerei GmbH.
Welche Strategie steckte dahinter?
Als in den 1970er Jahren in Deutschland immer mehr großflächige Supermärkte entstanden, erkannte mein Vater Günther Kollmar schnell das Absatzpotenzial, das darin steckte. Seine Geschäftsidee: ein hochwertiges und zugleich günstiges Bier für den Genuss daheim. Und diese Idee hat nicht nur funktioniert, sondern bildet nach wie vor die Basis unserer Unternehmensstrategie.
Den größten Wachstumsschub erfuhr die OeTTINGER Brauerei dabei 2003 mit der Einführung des Dosenpfands: Als preiswerte Alternative stiegen viele Konsumenten von Bier in der Dose auf Bier in der Flasche von OeTTINGER um.
In der wievielten Generation wird das Unternehmen geführt?
Wir Kollmars und unsere Vorfahren, die Höhenbergers, waren schon immer Brauer, die das Geschäft an ihre Nachkommen weitergaben. Auch als das Geschäft größer wurde und aus ihm die OeTTINGER Brauerei GmbH hervorging, blieb und ist es auch heute noch ein inhabergeführtes Familienunternehmen. Gesellschafterinnen sind meine Mutter Ingrid und ich. Mit meinen beiden Töchtern steht seit 1731 bereits die dreizehnte Generation in den Startlöchern. Der Geschäftsleitung von OeTTINGER gehören außerdem Peter Böck und Doktor Andreas W. Boettger an.
Welche Vorteile haben Familienunternehmen zu fremdgeführten Unternehmen?
Wir glauben seit 1731 ganz fest an eines der schönsten Produkte der Welt: an Bier. Bier prägt unsere Familie. In der „Familien-DNA“ sind zudem Ehrgeiz, Fleiß und Verantwortungsbewusstsein tief verankert. Bierbrauen ist also ganz klar nicht nur eine Bereicherung, sondern ein gewichtiges und sehr erfüllendes Erbe. Einer der größten Vorteile, eine so große Brauereigruppe als Familienunternehmen zu leiten, ist es, dass wir als Familie vorleben können, was wir von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwarten: an einem Strang zu ziehen, um das beste Bier zu brauen.
Wie geht OeTTINGER mit der Corona-Krise um?
Die Frage nach Kurzarbeit oder anderen staatlichen Hilfen stellt sich bislang an keinem unserer Standorte. Die Produktion läuft reibungslos und OeTTINGER ist uneingeschränkt lieferfähig. Natürlich haben wir schon frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unsere Lieferanten und Partner bestmöglich vor einer Infektion zu schützen. Auf Basis unserer ganz eigenen Stärken, wie zum Beispiel dem Fokus auf dem Handel als Vertriebskanal, dem Verzicht auf Werbung und Großsponsoring oder unserem firmeneigenen Fuhrpark, setzen wir jedenfalls alles daran, die OeTTINGER Brauerei weitestgehend unbeschadet durch die Krise zu navigieren.